Überwinternd – geschlüpft – zugewandert

Unsere heimischen Schmetterlinge sind in jedem Stadium ihrer faszinierenden Entwicklung (Ei, Raupe, Puppe, Falter) an häufig sehr spezifische Umweltbedingungen gebunden: Für die Eiablage und als Nahrungsquelle für die Raupen ist beispielsweise das Vorkommen bestimmter Pflanzenarten unabdingbar.

Bei der Überwinterung in Mitteleuropa verfolgen als wechselwarme Tiere nicht alle Tagfalter dieselbe Strategie: Diese häufig harte Phase kann als Ei, als Raupe, als Puppe oder als fertiger Falter überstanden werden. Es ist leicht verständlich, dass dieser komplizierte Lebensprozess relativ sensibel auf vergleichsweise geringe Veränderungen der Umweltbedingungen reagiert. Zahlreiche unserer heimischen Schmetterlingsarten erscheinen daher bereits auf der Roten Liste der bedrohten Arten.

Schmetterlinge werden vor diesem Hintergrund als herausragende Bioindikatoren angesehen. Sie signalisieren uns aufgrund ihrer Empfindlichkeit ausgeprägt die Veränderung der Qualität der Lebensraumbedingungen. Je nach Falterart und Stabilität der Populationen, können dadurch Erkenntnisse im Hinblick auf das Funktionieren bzw. die Beeinträchtigung relevanter Ökosysteme und deren Vernetzung gewonnen werden. Veränderungen des Klimas lassen sich beispielsweise am geänderten Flugzeit- oder Überwinterungsverhalten ablesen.

Durch langfristige Schmetterlingsbeobachtungen sowie deren systematische Erfassung und vergleichende Auswertung über Jahre hinweg, können diese Veränderungen sichtbar gemacht werden. Wir möchten dazu das besondere Monitoring-Potenzial von naturgucker.de für diesen Zweck aktivieren und nicht nur die Schmetterlingsfreunde, sondern insbesondere auch diejenigen Naturgucker gezielt ansprechen, die beispielsweise bisher ausschließlich das "Vogelgucken" betrieben haben.

Die Schmetterlingswelt ebenfalls in das Blickfeld zu nehmen, hat nicht nur seinen eigenen Reiz, sondern kann in vielen Fällen darüber hinaus dabei helfen, die Bedeutung der Schmetterlinge und ihrer Lebensräume als Nahrungsgrundlagen der beobachteten Vogelarten besser kennenzulernen sowie die Auswirkungen von deren Wandlung auf die Vogelwelt wiederum besser zu erfassen und zu verstehen. So ist es beispielsweise wichtig, die durch den Klimawandel bedingten Veränderungen von Flug- und Raupenzeiten der Schmetterlinge in Europa in ihren Wirkungen auf die Jungenaufzucht von Zugvögeln genauer zu erforschen.

Artenauswahl

Drei der für das Monitoring "Frühe Falter" ursprünglich ausgewählten Schmetterlingsarten kann man aufgrund ihres verbreiteten Vorkommens zwar gegenwärtig noch in die Kategorie "Allerweltsarten" einordnen. Aber es ist beachtenswert, dass die rheinland-pfälzische Umweltministerin Höfken im April 2014 mit Sorge berichtete: "Zitronenfalter, Kleiner Fuchs und Admiral werden immer seltener." Daher möchten wir diese drei Arten in das Monitoring einbeziehen, um die weitere Entwicklung mit Ihrer Hilfe genauer zu dokumentieren und zu analysieren.

Der Aurorafalter lebt auf mageren und trockenen Wiesenbereichen, auch auf Feuchtwiesen sowie in lichten und feuchten Wäldern. Die Art hat im Zuge intensivierter Industrialisierung der Landwirtschaft und der Umwandlung von Wiesen in Ackerland in Mitteleuropa bereits viele Biotope verloren. Obwohl damit die Bestände mancherorts deutlich zurückgegangen sind, gilt der Schmetterling bislang noch nicht als gefährdet. Gleichwohl ist auch für diese Art ein Monitoring wichtig, um die Entwicklung genauer im Blick zu behalten.

Mit dem Trauermantel haben wir eine Art ausgewählt, die noch in den 1950er Jahren in Deutschland recht weit verbreitet war, aber seitdem nur noch regional und vereinzelt erscheint. Über die Ursachen wird in der Wissenschaft noch diskutiert. Gerade aus diesem Grund sind aber die Dokumentation und die fortgesetzte Analyse der Entwicklung wichtig.

Anfang 2020 wurde das Monitoring "Frühe Falter" in Kooperation mit dem NABU-Landesverband Hessen um eine Falterart ergänzt: das Tagpfauenauge ist als sechste Spezies hinzugekommen.

Alle Arten sind zudem aussagekräftige Indikatoren, wenn es um die Dokumentation von Auswirkungen des globalen Klimawandels in Deutschland geht.

Ihre Aufgabe

Artenkenntnis ist natürlich auch in diesem Zusammenhang wichtig. Das Monitoring-Projekt "Frühe Falter" bietet Ihnen dafür eine gute Einstiegsmöglichkeit mit einem bewusst relativ einfach erfassbaren Artenspektrum: Wir haben für Sie sechs Schmetterlingsarten ausgewählt, die bereits im zeitigen Frühling fliegen, wenn noch nicht viele andere Insekten in der Natur unterwegs sind. Hierdurch fallen sie besonders leicht auf. Vier dieser Arten haben den Winter als fertig entwickelter Falter überlebt, eine Art als Puppe. 

Melden Sie möglichst alle Sichtungen zu den Zielarten in naturgucker.de oder NABU-naturgucker.de.

Tipp: Sofern Sie es wünschen, können Sie auch alternativ unser
 

bebildertes Meldeformular für die Nutzung am Computer
 

für die Eingabe verwenden. Dafür müssen Sie bei naturgucker.de nicht einmal angemeldet sein. Allerdings funktioniert das Ganze derzeit nur am Computer und nicht am Smartphone oder Tablet!

Wenn Sie auf eines der Bilder der in dem Formular aufgeführten Arten klicken, öffnet sich ein Fenster, in dem Sie alle auf naturgucker.de vorliegenden bestimmungsrelevanten Fotos der jeweiligen Art sehen. Somit haben Sie die Möglichkeit, Bildmaterial anzuschauen, das Ihnen typische Merkmale der Schmetterlingsarten zeigt.

Detaillierte Hilfestellungen zur Bedienung des Meldeformulars finden Sie hier.

Versehen Sie Ihre Beobachtungsmeldungen bitte mit möglichst genauen Angaben zu Anzahl, Zustand der Flügel (frisch geschlüpft / abgeflogen) und den Beobachtungsbedingungen mit Temperatur, Wetter etc. Wenn es möglich ist, melden Sie bitte auch die Pflanzenarten, an denen Sie die Falter beobachtet haben. Gerne können Sie darüber hinaus Fotos hochladen und Bestimmungshilfen durch die Fachbeiräte oder andere Nutzer von naturgucker.de in Anspruch nehmen. Probieren Sie es aus!

 

Projektlaufzeit

 
Das Projekt findet in den Monaten (02) - 03 / 04 (05) statt.

Artbeschreibungen

Zitronenfalter (Gonepterix rhamni)

Die Art gehört zur Familie Weißlinge (Pieridae). Deutschlandweit gilt der Zitronenfalter derzeit als ungefährdet, doch er ist nicht mehr überall häufig.

Der Zitronenfalter ist ein großer, auffälliger und tagaktiver Schmetterling mit einer Flügelspannweite von 50 mm bis 55 mm. Männchen dieser Schmetterlingsart sind aufgrund der zitronengelben Färbung und der charakteristischen Ausbuchtungen an den Hinterflügeln im Spätwinter und zeitigen Frühling unverwechselbar. Weibchen sind ein wenig blasser gelblich gefärbt. Sie sind aber zu Jahresbeginn für gewöhnlich die einzigen gelben Tagfalter in unserer heimischen Natur und somit leicht als Zitronenfalter zu erkennen.

Weil diese Falter bei uns als erwachsene Tiere (Imagines) im Freiland überwintern, sind sie mitunter sogar an warmen Wintertagen bereits im Februar unterwegs. Ab März zeigen sich diese Schmetterlinge bei passenden Witterungsbedingungen an vielen Stellen. Diese Überwinterer pflanzen sich fort und legen den Grundstein für eine weitere Generation, die ab Juni in Erscheinung tritt. Bis dahin sind alle Individuen, die überwintert haben, längst gestorben.

Später im Jahr könnten Zitronenfalter mit den ebenfalls gelb gefärbten Tagfaltern aus der Gattung Colias verwechselt werden. Weil unser Beobachtungsprojekt aber hauptsächlich in die Monate März und April fällt, ist die Verwechslungsgefahr recht klein.

Die ein wenig fahler gelb gefärbten weiblichen Zitronenfalter können bei flüchtiger Betrachtung im Sommer mit einigen anderen Weißlingen verwechselt werden. Dies geschieht häufig vor allem dann, wenn die Tiere im Flug beobachtet werden.

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Kleiner Fuchs (Aglais urticae)

Er gehört zur Familie der Edelfalter (Nymphalidae). Derzeit gilt der Kleine Fuchs in Deutschland als ungefährdet.

Diese Schmetterlinge sind tagaktiv und mittelgroß, ihre Flügelspannweite beträgt zwischen 40 mm und 50 mm. Typisch für sie ist ihre charakteristische rötliche Grundfärbung mit schwarzer und gelblicher Zeichnung der Oberseite der Vorder- und Hinterflügel. Am Rand (= marginal) sind besonders im frischen Zustand einzelne himmelblau gefärbte Flecken erkennbar. Auf den Vorderflügeln gibt es außerdem charakteristische weiße Flecken. Die Hinterflügel sind zum Körper hin zumeist dunkelbraun. Sie wirken in frischem Zustand bei einigen Individuen schwärzlich.

Den Winter überdauern diese Tiere als erwachsene Schmetterlinge (Imagines). Sie suchen dafür geschützte Orte wie zum Beispiel Keller, Dachböden, Garagen oder natürliche Verstecke wie beispielsweise Baumhöhlen auf. Schon an den ersten warmen Tagen des Spätwinters oder sehr frühen Frühlings lassen sich diese Schmetterlinge mitunter beobachten. Mehrheitlich werden sie im März und April wieder aktiv und pflanzen sich fort. Im weiteren Jahresverlauf treten ein bis zwei weitere Generationen des Kleinen Fuchses auf.

Es kann zu Verwechslungen mit ebenfalls sehr zeitig im Jahr fliegenden und recht ähnlich aussehenden Großen Fuchs (Nymphalis polychlorus) kommen. Dieser hat aber nicht die beschriebene dunkle Färbung der Hinterflügel und ist größer als der Kleine Fuchs. Zudem finden sich bei ihm die blauen Randflecken nur auf den Hinterflügeln.

Grundsätzlich kommt für eine Verwechslung außerdem der C-Falter (Polygonia c-album) in Frage, wenn nur oberflächlich hingeschaut wird. Die Färbung beziehungsweise Zeichnung auf der Oberseite der Flügel ist bei dieser Schmetterlingsart jedoch gänzlich anders und die Flügelränder sind stark gebuchtet.

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Aurorafalter (Anthocharis cardamines)

Der Aurorafalter ist ein Vertreter der Familie der Weißlinge (Pieridae). Zurzeit gilt er in Deutschland als ungefährdet.

Bei diesen Tieren handelt es sich um eher kleiner Falter mit einer Flügelspannweite von 35 mm bis 45 mm. Auf der Oberseite sind die Flügel der Weibchen fast vollständig weiß, sie zeigen dort lediglich einige kleine schwarze oder dunkelgraue Flecken. Männliche Individuen sind an ihren auffälligen orangefarbenen Bereichen der Vorderflügel gut zu erkennen. Individuen beider Geschlechter lassen sich anhand des gelblichgrünen bis gelblichgrauen Musters auf der Unterseite der Flügel sicher als Aurorafalter bestimmen.

Als Puppe erfolgt die Überwinterung bei dieser Schmetterlingsart. Etwa ab März schlüpfen aus den Puppen erwachsene Schmetterlinge, deren Flugzeit bis Ende Mai dauert. Die Raupen des Aurorafalters fressen bevorzugt an Schaumkräutern der Gattung Cardamine, sind darüber hinaus aber auch häufig auf der Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) zu beobachten.

Eine gewisse Verwechslungsgefahr besteht bei flüchtiger Betrachtung oder beim Anschauen der Flügeloberseiten mit Individuen anderer Schmetterlingsarten aus der Familie der Weißlinge. Dies gilt insbesondere für weibliche Aurorafalter. Deshalb ist es generell sinnvoll, die Flügelunterseiten zu betrachten, anhand derer sich Aurorafalter sicher bestimmen lassen.

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Admiral (Vanessa atalanta)

Der Admiral gehört zur Familie der Edelfalter (Nymphalidae). In Deutschland wird sein Bestand momentan als ungefährdet eingestuft.

Diese Tiere sind vergleichsweise groß, sie haben eine Flügelspannweite von 55 mm bis 65 mm. Auf der Oberseite sind die Flügel auffällig schwarz-braun, weiß und rot gefärbt. Halten die Tiere ihre Flügel zusammengeklappt, zeigen sich die bunt wirkende, schwarz, weiß, rot und blau gemusterte Unterseite der Vorderflügel und die hellbraun bis schwarz marmorierte Unterseite der Hinterflügel.

Vereinzelte Überwinterungen als erwachsene Falter sind in Deutschland zu beobachten. Meist handelt es sich bei den früh im Jahr zu beobachtenden Individuen um Zuwanderer aus Südeuropa; die Flugzeit im Frühjahr beginnt für gewöhnlich im März. In den folgenden Monaten lassen sich hierzulande viele dieser Schmetterlinge beobachten. Zum Herbst hin setzt dann die Wanderung gen Mittelmeergebiet ein, wo die Admirale überwintern.

Unter den in Deutschland heimischen Schmetterlingsarten ist an sich keine verwechslungsträchtige Spezies. Sogar mit seinem nächsten Verwandten, dem Distelfalter (Vanessa cardui), ist der Admiral an sich nicht zu verwechseln. Letzterer hat ein eher hellbraunes Erscheinungsbild, während die Grundfarbe des Admirals klar schwarzbraun ist.

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Trauermantel (Nymphalis antiopa)

Der Trauermantel ist ein Vertreter der Schmetterlinge aus der Familie der Edelfalter (Nymphalidae). Im Vergleich zu früheren Zeiten gibt es heute weniger Trauermäntel in Deutschland, weshalb die Art inzwischen auf der Vorwarnliste der Roten Liste geführt wird. Momentan kommen diese schönen Insekten vor allem in montanen Gebieten wie dem Schwarzwald sowie in Bereichen im Osten Deutschlands vor. Eine Sichtung ist in jedem Fall etwas Besonderes!

Mit seiner Flügelspannweite von 55 mm bis 75 mm ist der Trauermantel eine stattliche Erscheinung. Er ist hauptsächlich schwarz-braun gefärbt und es gibt auf der Oberseite der Vorder- und Hinterflügel ein gelbliches Band, an das sich nach innen blaue Flecken anschließen (sogenannte Postdiskalflecken). Nach der Überwinterung ist das Gelb oft stark verblasst und wirkt dann eher weißlich.

Deutlich schlichter ist die Färbung der Flügelunterseiten. Diese sind überwiegend grauschwarz und haben einen blassen, hellgelben Rand. Wie auf der Oberseite gibt es auf der Unterseite der Vorderflügel an der Vorderkante zwei helle Flecken.

In witterungsgeschützten Verstecken wie zum Beispiel Baumhöhlen überwintern die erwachsenen Falter. Zumeist sind die Tiere ab März wieder aktiv.

Keine andere in Deutschland vorkommende Schmetterlingsart sieht so aus wie der Trauermantel. Verwechslungen scheiden somit normalerweise aus.

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Tagpfauenauge (Aglais io)

Das Tagpfauenauge gehört zur Familie der Edelfalter (Nymphalidae). Momentan gelten seine Bestände in Deutschland als ungefährdet. Fast überall sind diese Insekten anzutreffen.

Mit einer Flügelspannweite von 50 mm bis 55 mm ist das Tagpfauenauge vergleichsweise groß. Anhand der auffälligen Augenflecken, von denen je einer die Oberseite der Vorder- und Hinterflügel ziert, ist die Art leicht zu erkennen. Die Grundfarbe der Oberseite der Vorder- und Hinterflügel ist ein kräftiges Rostrot. Auf der Unterseite sind Vorder- und Hinterflügel unauffällig bräunlich gemustert.

Für diese Schmetterlingsart ist die Überwinterung im Erwachsenenstadium, also als Falter, üblich. Meist werden die Tiere ab März wieder aktiv. Bei milden Temperaturen sind zuweilen bereits im Februar erste Individuen draußen anzutreffen.

Während des Herbstes suchen Tagpfauenaugen nach geeigneten Überwinterungsquartieren, die windgeschützt und nicht zu trocken sein sollten. Dabei dringen sie zuweilen in Gebäude ein, wo sie zum Beispiel in Kellerräumen zu finden sind. Versuchen die Falter eine Überwinterung auf Dachböden, sterben sie oft, weil es dort für gewöhnlich zu trocken ist. In der Natur überwintern Tagpfauenaugen unter anderem in Höhlen oder Fuchsbauen.

Erwachsene Individuen des Tagpfauenauges sind aufgrund ihrer auffälligen Augenflecken und wegen ihres Musters auf der Oberseite der Flügel nicht mit anderen Schmetterlingen zu verwechseln.

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